VonLena Machetanz, Ärztin
und, Ärztin
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.
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Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen, den Leukozyten. Sie sind zuständig für die Abwehr von Krankheitserregern. Man unterscheidet zwei Typen dieser Blutzellen: T- und B-Lymphozyten. Lesen Sie hier alles Wichtige über die beiden Gruppen, worin sie sich unterscheiden, welche Aufgaben sie erfüllen und wann sich die Lymphozytenwerte im Blut verändern.
Was sind Lymphozyten?
Lymphozyten sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Es zählen dazu die B-Lymphozyten (B-Zellen), die T-Lymphozyten (T-Zellen) und die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen).
Gebildet werden die Lymphozyten in den Lymphknoten, der Milz, dem Thymus und dem Knochenmark. Dort verbleibt der Großteil der Zellen auch nach ihrer Bildung; nur etwa vier Prozent der entstandenen Lymphozyten gelangen in den Blutkreislauf.
Welche Aufgaben haben die Lymphozyten?
B-Lymphozyten entwickeln sich nach dem Kontakt mit fremden Stoffen wie Krankheitserregern zu sogenannten Plasmazellen und produzieren spezifische Antikörper gegen den Eindringling.
Die T-Lymphozyten und ihre Unterformen hingegen haben andere Abwehrfunktionen:
- Sie regulieren die Antwort des Immunsystems auf Erreger.
- Sie bekämpfen infizierte oder entartete Körperzellen (zytotoxische T-Zellen, T-Killerzellen).
- Sie fördern die Entwicklung der B-Zellen.
- Sie unterstützen indirekt die Reifung der Antikörper.
Außerdem sind T-Lymphozyten an der Überempfindlichkeitsreaktion bei Kontaktallergien beteiligt.
Die T-Lymphozyten werden darüber hinaus auch als Gedächtniszellen bezeichnet: Haben sie einmal Bekanntschaft mit einem Antigen (charakteristischer Bestandteil eines Fremdstoffes) gemacht, können sie dieses bei einem erneuten Kontakt sofort identifizieren und eine schnelle spezifische Abwehrreaktion einleiten.
Natürliche Killerzellen töten virusinfizierte oder entartete Zellen ab.
Was sind atypische Lymphozyten?
Im Rahmen verschiedener Erkrankungen verändert sich das Aussehen (Morphologie) der Lymphozyten. Sie werden zum Beispiel größer, oder der Zellkern verändert seine Form. Solche veränderte Zellen bezeichnen Mediziner als atypische Lymphozyten. Sie finden sich im Blut unter anderem bei:
- bestimmten Verlaufsformen der Toxoplasmose
- Röteln
- Leberentzündung (Hepatitis)
- Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber, Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus)
- Zytomegalie (Infektion mit dem Zytomegalievirus, CMV)
Lymphozyten: Normwerte
Im kleinen Blutbild wird nur die Gesamtzahl der Leukozyten angegeben. Möchte der Arzt aber wissen, wie hoch der Anteil der Lymphozyten und der anderen Untergruppen der Leukozyten ist, ordnet er ein Differentzialblutbild an. Dort wird die Menge der Lymphozyten meist als relativer Wert angegeben, also als Anteil an der Gesamtleukozytenzahl (in Prozent). Manchmal findet man in Laborbefunden aber auch einen absoluten Messwert, also die Lymphozytenzahl pro Nanoliter Blut. Je nach Alter gelten folgende Normwerte:
relativer Wert (Anteil an Gesamtleukozyten) | absoluter Wert (Zahl der Lymphozyten pro Nanoliter) | |
< 2 Jahre | 40 - 70 % | 2 - 17 / nl |
2 bis 5 Jahre | 20 - 70 % | 1,7 - 5,9 / nl |
6 bis 16 Jahre | 20 - 50 % | 1 - 5,3 / nl |
ab 17 Jahre | 20 - 45 % | 1 - 3,6 / nl |
Wann sind die Lymphozyten erhöht?
Ein Überschuss an Lymphozyten wird Lymphozytose genannt. Sie tritt im Säuglings- oder Kindesalter im Rahmen vieler harmloser Infekte auf.
Auch bei Erwachsenen finden sich in der Ausheilungsphase nach Infekten erhöhte Lymphozytenwerte. Das gilt vor allem bei Virusinfektionen wie Mumps oder Masern, aber auch bei bakteriellen Infektionen wie Keuchhusten. Chronische Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Syphilis (Lues) erhöhen ebenfalls die Lymphozytenwerte.
Aber auch bei Erkrankungen, die nicht durch einen Erreger bedingt sind, können die Lymphozyten zu hoch sein. Beispiele für solche Krankheiten sind:
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Gefäßentzündungen (Vaskulitiden) wie die Riesenzellarteriitis
- Serumkrankheit (eine schwere allergische Reaktion des Immunsystems)
- hormonelle Störungen wie Morbus Addison oder Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Eine besonders ausgeprägte Lymphozytose findet sich bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL). Bei dieser Form von Blutkrebs steigen die Werte oft bis auf über 100.000/ml.
Wann sind die Lymphozyten erniedrigt?
Sind die Lymphozyten zu niedrig, nennt man das Lymphopenie oder Lymphozytopenie. Sie kommt in folgenden Fällen vor:
- Stressreaktionen
- Therapie mit Kortikosteroiden ("Kortison")
- körpereigene vermehrte Ausschüttung von Kortikosteroiden
- nach einer Strahlentherapie
- systemischer Lupus erythematodes
- Erkrankungen des lymphatischen Systems wie Lymphknotentuberkulose oder Non-Hodgkin-Lymphom (eine Form von Lymphdrüsenkrebs)
Auch bei Erkrankungen des Immunsystems, zum Beispiel bei einer fortgeschrittenen HIV-Infektion (AIDS), sind die Lymphozyten niedrig.
Autoren- & Quelleninformationen
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Datum :
Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Vorlage:
Dr. med. Karlheinz Zeilberger
Autoren:
Lena Machetanz
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.
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Quellen:
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